Dieses Thema liegt uns sehr am Herzen, darum haben wir uns entschieden darüber einen Blogartikel zu verfassen.
Selektive Entwurmung bedeutet, nur zu entwurmen wenn wirklich ein Wurmbefall vorliegt und dann gezielt die Parasiten zu bekämpfen die vorliegen.
Doch Eins vorab: Wir sind nicht gegen das planmäßige Verabreichen von Wurmkuren! Im Gegenteil- Wir sind volle Befürworter und wenden diese täglich im Praxisalltag, nach ESCCAP Schema, an.
Da unsere Vierbeiner in der heutigen Zeit immer näher mit uns als Familie zusammenleben und auch wenn Kinder im Haushalt leben, viel gekuschelt und geküsst wird, ist die Unsicherheit über mögliche Parasiten groß. Würmer gefährden demnach nicht nur die Gesundheit des Hundes, sondern auch des Zweibeiners, daher empfehlen wir eine regelmäßige Kontrolle des Kotes der Tiere bzw. eine Entwurmung.
Mythos Wurmkur
1. Eine Wurmkur wirkt nicht vorbeugend als Schutz vor einer Infektion mit den Parasiten, sie kann immer nur die im Hund lebenden Erreger bekämpfen. Das unterscheidet eine Entwurmung von einer regelmäßigen Impfung, die als Prophylaxe über einen bestimmten Zeitraum vor schweren Infektionen schützt.
2. Die Aussage: Wenn ich keine Würmer im Kot sehe, hat mein Hund auch keine- ist FALSCH! Ein Wurmbefall ist erst im Kot sichtbar, wenn er überaus massiv ist. Durch eine Untersuchung werden verschiedene Parasitenstadien, wie Eier und Larven detektiert, die mikroskopische Größen aufweisen.
3. Die orale Gabe von Kokosöl ersetzt keine Wurmkur!
4. Wurmkuren sind mittlerweile so gut erforscht und entwickelt, dass sie den Darm des Tieres nicht schädigen, sondern genau dort ansetzen wo sie sollen- beim Parasiten. Sie schädigen dessen Zellstrukturen und schützen den Darm und weitere Organe des Tieres vor massivem Befall und einer Wanderung im Körper. Dennoch kann es ,besonders bei befallenen Tieren, nach Gabe einer Wurmkur zu vorübergehendem Unwohlsein, Appetitlosigkeit und leichten Durchfällen kommen. Da das Absterben der Würmer die Magen-Darm-Balance in ein kurzzeitiges Ungleichgewicht bringt.
Wir als Praxis orientieren uns dabei an den Empfehlungen der ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) Deutschland e.V.. Im Durchschnitt wird eine Kotuntersuchung/ Entwurmung 4x im Jahr empfohlen, das bedeutet aller 3 Monate. Es gibt jedoch für laktierende/ trächtige Hündinnen und Welpen, sowie jagdlich genutze Tiere besondere Empfehlungen. Da jedes Tier und jede Haltungsform unterschiedlich sind, bietet der ESCCAP einen kleinen Fragebogen um den individuellen Untersuchungs/Entwurmungsabstand zu bestimmen. Den Link dazu gibt es hier: https://www.hund-katze-wuermer.de/parasiten/wuermer/news-tipps/entwurmungstest/
Natürlich können wir Ihnen bei einem Besuch in unserer Praxis einfach eine Wurmkur für ihren Hund mitgeben, durch eine genaue Kotuntersuchung kann jedoch gezielt entwurmt und teilweise eine Wurmkur verschoben werden.
Dazu bieten wir zwei verschiedene Möglichkeiten an: eine große und eine kleine parasitologische Kotuntersuchung. Wir kontrollieren die Behandlungsnotwendigkeit durch die Aufklärung des tatsächlichen Parasitenstatus und können dann die Würmer gezielt bekämpfen. Dadurch werden problematische Resistenzen vermieden und sowohl Ihr Vierbeiner als auch die Umwelt einer geringeren Belastung ausgesetzt.
Die kleine parasitologische Kotuntersuchung mittels "Wurm-Detektiv-Set"
Bei der „kleinen“ parasitologischen Untersuchung benötigen wir eine Sammelkotprobe über drei Tage, da die Eier nicht kontinuierlich mit dem Kot ausgeschieden werden. Erfasst werden mit diesem Verfahren die Eier der häufigsten Wurmarten (Rund-, Peitschen und Hakenwürmer). Sie erhalten in der Praxis hierfür ein WurmDetektiv-Set. Die Untersuchung erfolgt mittels Flotationsverfahren direkt in unserem praxiseigenen Labor, schnell und effektiv. Sie sparen sich den Versand an ein Labor oder ein Internetunternehmen. Nach der Untersuchung erfolgt eine telefonische Befundauswertung mit Ihnen und eine angepasste Entwurmung, nur wenn Wurmstadien gefunden wurden. Die Kosten hierfür belaufen sich auf: 20,00 € alles inklusive.
Demonstrationsvideo zur Anwendung des WurmDetektiv Sets:
Die Untersuchung der Kotproben in der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Kolonnadenviertel
Die große parasitologische Kotuntersuchung mittels "Pet Check" von der Firma IDEXX
Die „große“ parasitologische Untersuchung umfasst die Antigenbestimmung von Spul-, Peitschen-, Hakenwurm und zusätzlich Giardien. Da die Antigene kontinuierlich ausgeschieden werden, ist hier nur eine Probe nötig. Die Methode hat durch die Antigenbestimmung eine höhere Sicherheit und Sensitivität. Die Untersuchung der Proben hierfür erfolgt in einem externen Partnerlabor: IDEXX.
Das Testkit: PetCheck von IDEXX dafür ist ebenfalls in unserer Praxis erhältlich. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 35,00 € alles inklusive.
Sollte ihr Liebling bereits an Durchfall erkrankt sein, bietet sich der PetCheck von IDEXX oder ein von uns in der Praxis, zusätzlich zum Wurmtest, angesetzter Schnelltest (Snaptest) zum Nachweis von Kryptosporidien und Giardien an. Giardien sind begeißelte Einzeller die zu intermittierenden hartnäckigen Durchfällen führen können und besonders im städtischen Bereich in den letzten Jahren sehr gehäuft auftreten. Einige Typen der Einzeller sind auch auf den Menschen übertragbar. Diese besonderen Parasiten werden mit einer Wurmkur auf Verdacht nicht behandelt, da ein spezieller Wirkstoff notwendig ist. Genau deshalb ist auch hier ein Nachweis mittels Kotuntersuchung sehr wichtig.
Ob ein positiver Giardienbefund aber immer medikamentös behandelt wird, hängt sehr von den Symptomen und individuellen Umständen unseres Patienten ab.
Wichtig!!! Kein Nachweis von Bandwürmern und Herz- Lungenwürmern möglich!
Zu unserem Erschrecken bieten Internetplattformen wie Vetevo ebenfalls kleine Wurmtests (für einen stolzen Preis von 30,00 €) an und werben damit auch Bandwürmer mittels Flotationsverfahren nachzuweisen. Dies ist aber vorsätzlich irreführend und auf Nachfrage wird auch zugegeben, dass Bandwürmer eher ein Zufallsbefund sind. Diese Parasiten sind nämlich sicher nur makroskopisch nachzuweisen, das heißt durch Bandwurmsegmente am After des Tieres oder direkt durch Bandwurmeier oder Teile im Kot. Daher kommt es in einer kleinen 5-30 g Kotprobe eher unwahrscheinlich zum Nachweis. Die Bandwurmeier sind zu schwer für eine Flotation und noch wurde keine Gensequenz für einen sicheren Antigen-Nachweis detektiert. Dieser erfolgt nur in spezialisierten Laboren.
Da Bandwurminfektionen oft symptomlos verlaufen und Flöhe, Mäuse und andere Nager Bandwurminfektionen auf den Hund und dieser die Parasiten auf den Menschen übertragen, ist die Prävention von Bandwurmbefall sehr wichtig. Wir empfehlen daher einen durchgehenden Flohschutz sowie eine regelmäßige reine Bandwurm-Wurmkur.
Sollte der Verdacht auf einen Herz- und Lungenwurmbefall bestehen, empfiehlt sich ein Schnelltest (Snap-Test) in der Praxis oder auch der Antigen Nachweis in einem externen Labor, da der Nachweis mittels Auswanderungsverfahren nach Baermann-Wetzels uns nicht genügend Sicherheit bietet.
Wir hoffen wir konnten mit unserem Artikel etwas Durchblick im "Dschungel" Entwurmung schaffen. Bei Fragen können Sie uns jederzeit telefonisch, über das Internet oder persönlich kontaktieren.
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