Achtung, liebe Tierbesitzer ab November 2022 steigen die Tierarztkosten!

Die Gebührenverordnung für Tierärzte (GOT) wird sich ab 22.November 2022 im Schnitt um circa 15%-40% erhöhen.
Erwähnenswert ist, dass die GOT seit 1999 nicht umfassend erhöht und novelliert wurde. Wenn man sich überlegt wie sich Preisniveau, Zinsen, Inflation und Wertigkeit des Geldes die letzten 20 Jahre entwickelt haben, dann ist diese Preisanpassung der Gebührenverordnung längst überfällig. Nicht nur Preise werden angepasst, sondern auch verschiedene tiermedizinische Leistungen, die es vor 20 Jahren in der Tiermedizin noch gar nicht gab, wie z.B. CT und MRT Untersuchungen wird es als neue Kostenpunkte in der GOT geben. Die Erhöhung der Preise kann gerade mal die einfache Inflationsrate ausgleichen, aber hilft das System Tierarztpraxis aufrechtzuerhalten, Patienten bestmöglich zu versorgen und Fachkräfte nicht zu verlieren. Die Novellierung unserer Gebührenverordnung ist immens wichtig, denn der Notdienst-Streik und das Kliniksterben schreiten immer weiter voran, die Selbstmordrate unter Tierärzten ist sehr viel höher als unter Nicht-Medizinern und immer weniger Tiermedizin-Studenten gehen in die Praxis, aufgrund schlechter Worklife- Balance und Bezahlung.
Good to know

Der Beschluss zur Erhöhung wurde durch eine vom Bund beauftragte Studie bereits im Jahr 2020 beschlossen. Dass der Zeitpunkt der Umsetzung in eine Zeit fällt, in der die Lebenshaltungs- und Energiekosten bereits rasant gestiegen sind, konnte keiner abschätzen. Deshalb möchten wir unsere Kunden darüber aufklären, dass die Erhöhung der GOT nicht auf die aktuell überall steigenden Preise bezogen ist, sondern bereits vor 2 Jahren beschlossen wurde und an das damals vorherrschende Preisniveau angepasst ist. Für viele Menschen mit Tieren ist dieser Zeitpunkt natürlich mehr als ungünstig und eine schrittweise Anpassung jährlich wäre sicher für alle Tierbesitzer und auch Tierärzte / TMFA schöner gewesen. Leider wurde in der Politik diese Entscheidung über Jahre von jedem Gesundheitsminister aufgeschoben. Demnach ist es also logisch, dass nun die Preissteigerung als sehr stark empfunden wird, es liegen ja auch viele Jahre der "Nicht- Angleichung" dazwischen.
Wieviel teurer wird es dann genau?
Jede Tierarztpraxis ist verpflichtet den oberen (3 fachen , im Notdienst bis zu 4fachen Gebührensatz) und unteren (1 fachen Gebührensatz) Rahmen der GOT einzuhalten, sonst macht man sich strafbar. Daher ist jeder Tierarzt zur

Umsetzung der neuen Verordnung verpflichtet. Wie hoch dann die genaue Erhöhung der Kosten in jeder Praxis ausfällt, hängt davon ab mit welchem Gebührensatz die Tierarztpraxis bis dato gearbeitet hat. Wir wissen, dass aktuell kaum eine Tierarztpraxis mit dem einfachen GOT Satz wirtschaftlich arbeiten konnte, denn jeder Tierarzt sollte auch mit der alten GOT seinen Faktor so kalkulieren, dass er die Praxis finanziell tragen und seine Mitarbeiter fair bezahlen kann. Dies bedeutete für die meisten Tierarztpraxen eine Abrechnung nach beispielsweise 1,3-fachen, 2-fachen oder im Notdienst bis zu 4-fachen Satz, je nach Lage, laufenden Kosten, Mitarbeitern, Qualität und vielen weiteren Faktoren. Deshalb wird es ab 22. November selten die Situation geben: Alte GOT 1-facher Satz wird umgestellt auf neue GOT 1-facher Satz, wodurch nämlich viele Berechnungen und Vorhersagen der Medien auf über 150% Teuerung kommen.

Jede Praxis muss also anhand des jeweiligen individuellen betriebswirtschaftlichen Vollkostensatz entscheiden, mit welchem Faktor sie auch die neue GOT umsetzen wird. Nach der Studie des BMEL aus 2020 geht man von einem Vollkostensatz einer Tierarztpraxis von 2,20 €/min aus. Also 2,20 € die in einer Minute an Umsatz generiert werden müssen, um die Kosten einer durchschnittlichen Tierarztpraxis zu decken.
Die einzig logische Konsequenz: Tierkrankenversicherungen! Bitte versichert eure Tiere!
Wir haben die ersten Softwareeinstellungen für die GOT- Erhöhung vorbereitet und einige Zahlen, zB. die Behandlung von Durchfall schwarz auf weiß in unserer Praxis-Software gesehen.

Daher liegt uns folgende wichtige Botschaft auf der Seele: Bitte schließt für jedes Tier eine Tierkrankenversicherung ab oder bildet eigenständig hohe Rücklagen- Es ist für uns mehr als deprimierend aus Kostengründen das Nicht- Bestmögliche für das Tier zu tun. Es ist schlimm an Diagnostik oder Behandlungsoptionen zu geizen und demnach das Tier, des Geldes wegen, nicht optimal medizinisch versorgen zu können. Wir fürchten uns bereits jetzt vor Situationen in denen es heißt: „Das kann ich nicht bezahlen.“ Wir wissen, dass diese Sätze zukünftig deutlich häufiger werden. Viele ältere oder chronisch kranke Tiere sind vermutlich nicht (mehr) versicherbar. Wie viel häufiger werden wir unsere Therapie und Diagnostik auf das Notwendigste beschränken müssen? Es wird vermutlich zahlreiche ethische Konflikte zwischen Tierschutz und Wirtschaftlichkeit geben (Die Großtierpraktiker haben da leider bereits mehr Erfahrung mit).... Fragen und Gedanken.
Diese Gedanken beschäftigen uns sehr, obwohl wir wissen dass die neue GOT der einzig richtige und wichtige Schritt für die Zukunft der medizinische Versorgung aller Tiere ist. Deshalb bildet bitte finanzielle Rücklagen für eure Tiere oder lasst euch bezüglich einer Tierkrankenversicherung beraten. Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Anbieter und Tarife, die auch zukünftig älteren und chronisch kranken Tieren helfen können.
Eine gute Versicherung für eure Vierbeiner zu finden ist nicht einfach, wir haben darüber bereits einen Blogbeitrag hier geschrieben, diesen aktualisiert und laden euch gerne zum Lesen ein: https://www.tierarztpraxis-kolonnadenviertel.de/post/tierkrankenversicherung
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